Cha|mu|la [:pray]

Chamula soll laut Petra und Isabel schön sein. Insbesondere die Kirche des kleinen Ortes. Also machen wir uns mit den Colectivos auf. Bereits auf dem Weg bestaunen wir, wie Frauen lebendige Hühner am Arm tragen. Die gefiederten Freunde hängen völlig fertig und Kopfüber daran herab. Wir lernen später warum: Die Einwohner Chamulas, sog. Tzotzil, sind traditionelle Verfechter ihrer Kultur. Dazu zählt natürlich auch ihre Religion mit diversen Riten. Darunter ein Ritual, welches uns die „Hängehühner“ erklärt. Sie werden von Schamanen zur Heilung von Krankheiten benötigt. Deren Vorstellung nach entsteht Krankheit dadurch, dass es sich ein Dämon in uns bequem gemacht hat. Die Schamanen berülpsen (!) die Dämonen – also die kranke Person – und halten das lebendige Huhn bereit. Nach Vorstellung der Tzotzil, geht der Dämon darauf über. Dann wird das Dämon gewordene Huhn getötet. Dieses Ritual gehört zum Alltag in Chamula.

Im Ort angekommen, besorgen wir uns die Eintrittskarten zur Kirche (etwa 1 Euro), um diese zu passieren. Innen dürfen wir nicht fotografieren. Als wir sie zeichnen wollen, werden wir darauf hingewiesen, dass auch dies untersagt ist. Nicht weiter schlimm, denn sie war so markant, dass uns die Beschreibung ein Leichtes ist.

Ein langer, sehr lieblich anmutender Kirchenraum. Links und rechts stehen lange Tischbänke. Nebeneinander aufgereiht befinden sich darauf vor bis zur Spitze Schutzpatronen. Der Innenraum lädt zum Knien auf grünem Boden ein: Frei von Bänken, voll von wohlriechenden Kiefernadeln. Ein Lichtermeer aus Kerzen, welche viele der Ureinwohner im gemeinsamen Gebet mit der Familie vor ihrem Schutzpatron der Wahl anzünden, wärmt die Kirchenhalle und gibt ihr eine wohnliche Atmosphäre. Wir fühlen uns sehr enspannt und heimisch an diesem Ort und platzieren ebenfalls kniend unsere Gebete und Kerzen.

Außerhalb der Kirche fühlen wir uns nicht mehr ganz so wohl. Zumindest nicht aufs Erste. Dort finden wir einen großen Markt vor, der ebenso traditionell wie touristisch ist. Eine eigenartige Mischung! Einerseits sind sie sehr für sich, die Ureinwohner, in ihrer traditionellen, gänzlich eigen produzierten Kleidung. Dann aber auch „aggressiv“, um an uns als Touristen etwas ihrer Waren zu verkaufen. Wir kommen uns ein wenig vor wie ein Eindringling, der um des Geldes Willens geduldet wird. Als wir erklären, dass wir nichts kaufen wollen, sind die Damen nicht besonders erfreut. Doch wir gewinnen milde Gesichtszüge, als wir unsere Mandarinen mit ihnen teilen.

Unser Lieblingsobst zum Freundschaft schließen :-)

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